Die EZB senkt die Leitzinsen - was passiert mit den Bauzinsen?

Dr. Stephan Gerhard

Dr. Stephan Gerhard

Experte für Wirtschaft und Zinspolitik

🔍 Das Wichtigste vorab:

Am 6. Juni 2024 hat die EZB erstmals seit längerer Zeit wieder die Leitzinsen gesenkt. Der wichtigste Leitzins – der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz – wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Bei der nächsten Sitzung des EZB-Rats am 18. Juli blieb der Satz dann unverändert.

 

Welche Auswirkungen haben EZB-Zinsentscheidungen auf die Bauzinsen und wie geht es weiter mit der Zinspolitik der Euronotenbank? Mehr dazu erfährst du in unserem Beitrag.

 

Der Hauptrefinanzierungssatz, ist der Zinssatz, zu dem Banken sich kurzfristig Geld bei der EZB leihen können. Höhere Leitzinsen verteuern die Finanzierung der Kreditinstitute, niedrigere verbilligen sie. Die EZB-Konditionen beeinflussen damit indirekt auch die Zinssätze der Banken gegenüber ihren Kunden.

 

Das gilt vor allem für kurzfristige Zinsen, aber auch für die Zinssätze am sogenannten „langen Ende“ wie bei Baukrediten. Hier können allerdings noch andere Marktfaktoren wirken, so dass es kurzzeitig sogar zu gegenläufigen Bewegungen kommen kann.

Weitere Zinsschritte bis zum Jahresende erwartet

Betrachtet man die Entwicklung der Immobilienzinsen seit der letzten EZB-Zinssenkung, so ist nach einer kurzen Aufwärtsphase eine eindeutige Bewegung nach unten festzustellen. Immobilienfinanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung liegen aktuell im Marktschnitt bei rund 3,4 Prozent – gute Bonität vorausgesetzt – nach noch rund 3,75 Prozent zum Zeitpunkt der Zinsentscheidung.

 

Bei Darlehen mit 15jähriger Bindung sind es rund 3,5 Prozent nach gut 3,8 Prozent Anfang Juni. Neben der EZB-Zinsmaßnahme dürfte die nach wie vor schwache Baukonjunktur zur Bauzinsentwicklung beigetragen haben.

 

Auch wenn die EZB bei ihrer letzten Ratssitzung die Leitzinsen unverändert ließ, rechnen viele Experten mit weiteren Zinssenkungen im Jahresverlauf. Allerdings gehen die Einschätzungen über das Ausmaß und die Häufigkeit auseinander. Einige halten 3,00 Prozent beim Hauptrefinanzierungssatz zum Jahresende für möglich, andere rechnen eher mit 4,00 Prozent.

 

Viel wird davon abhängen, wie sich die Inflation weiter entwickelt. Im Juli ist die deutsche Inflationsrate wieder leicht auf 2,3 Prozent angestiegen, bleibt aber nah am EZB-Stabilitätsziel von 2,0 Prozent. Für die weitere Inflationsentwicklung gelten einige Unwägbarkeiten – zum Beispiel was die Löhne, die Energie- und Rohstoffpreise betrifft.

Bei Bauzinsen eher Wellenbewegung wahrscheinlich

Vor 2022 wiesen die Hypothekenzinsen oft noch eine Eins vor dem Komma auf. Von diesem Niveau sind wir trotz des letzten Zinsschritts nach unten ein gutes Stück entfernt. Dass die Bauzinsen bald wieder das Niveau der Niedrigzinsphase erreichen könnten, halten die meisten Marktbeobachter für unwahrscheinlich. Für die restlichen Monate des Jahres wird eher mit einer Wellenbewegung gerechnet.

 

Auch wenn das vielleicht einige Bauwillige enttäuschen mag, ist dies eine gute Nachricht. Denn im langfristigen Vergleich sind die Hypothekenzinsen immer noch niedrig. Ein erneuter rascher Zinsanstieg wie 2022, der viele Kalkulationen über den Haufen warf, ist unter den aktuell geltenden Rahmenbedingungen jedenfalls nicht zu erwarten. Baufinanzierungen werden dadurch wieder planbarer. Mit der Wahl der Zinsbindungsdauer hast du selbst Einfluss darauf, welchem Zinsänderungsrisiko deine Baufinanzierung unterliegt.

Die EZB senkt die Leitzinsen - was passiert mit den Bauzinsen?

Kürzere Zinsbindungen bieten in der Regel niedrigere Zinssätze bei größerem Zinsänderungsrisiko, wobei Risiko stets auch Chance bedeutet. Längere Zinsbindungen bezahlst du dagegen üblicherweise mit einem kleinen Zinsaufschlag – dem Preis für längere Zinssicherheit und bessere Kalkulierbarkeit.

Welche Zinsbindung du wählen solltest, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das hängt von deinem Vorhaben, deinen finanziellen Möglichkeiten und auch von der angestrebten Finanzierungslösung ab.

Der optimale Finanzierungsmix - mit kompetenter Beratung

Ein Tipp zum Schluss: lass dich zu deiner Immobilienfinanzierung kompetent beraten. Die Finanzierung besteht meist aus mehreren Bausteinen. Neben Bankdarlehen können Bausparverträge eingesetzt und oft auch öffentliche Fördermittel genutzt werden. Für den optimalen Finanzierungs-Mix ist Experten-Know How erforderlich.

 

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